Begriff aus der Geologie bzw. Geochronologie, dem Bereich der Geologie, der sich mit der Datierung der verschiedenen Erdzeitalter befasst. Das heutige als A. zu bezeichnen, soll nach dem Vorschlag v.a. des Atmosphärenchemikers Paul J. Crutzen den prägenden Einfluss der Menschen auf Gestalt und Struktur der Erde, insbesondere seit der Industrialisierung im 19. Jh. angemessen würdigen. Obwohl von den geologischen Fachgesellschaften noch nicht endgültig akzeptiert, hat der Begriff A. in Kultur, Kunst und Politik hohe Resonanz erfahren, benennt er doch eine Wahrnehmung/Erkenntnis, dass durch Umweltverschmutzung, Migrationsströme, Klimaerwärmung, Industrialisierung, Atombombenabwürfe/ Radioaktivität usf. jedes politische Handeln „eine planetarische Dimension“ (Latour Ex 486) angenommen hat. Die Aufteilung zwischen Natur und Kultur läuft, zumindest heute, ins Leere, ist überholt: das A. wird so tendenziell „zum relevantesten philosophischen, religiösen, anthropologischen und …politischen Konzept bei der Abkehr von Begriffen wie „Moderne“ und „Modernität“ (Latour GAIA 202). Der Begriff Anthropozän hat in der Zwischenzeit Kritik erfahren. U.A. wurde dem Konzept anthropo- und eurozentristische Tendenzen vorgeworfen und verschiedene Erweiterungen oder Modifikationen vorgeschlagen wie Kapitalozän (Moore 2014), Chuthuluzän (Haraway 2015), Parasitozän (Dornberg/Fetzner 2016) usf., die jeweilig andere Aktanten oder deren Mischungsverhältnis als das Gesicht der Erde maßgeblich prägend in Anschlag bringen. Latour verwendet das Konzept noch, hat sich aber in Auseinandersetzung mit den Geo- und Earth-Sciences mehr dem Begriff der -> Erde, bzw. dem der -> „kritischen Zone“ oder dem von -> Gaia zugewandt. Klar aber ist: Menschheitsgeschichte ist/wird Naturgeschichte.
anthropozän II
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