Aufstellungen bezeichnen unterschiedliche systemische Verfahren, in denen aus einer vorhandenen Gruppe Personen oder Artefakte (z.B. Figuren oder Gegenstände) stellvertretend für Mitglieder oder Teile/Aspekte eines anderen (oft sozialen) Systems ausgewählt werden und in einem realen Raum dann repräsentativ zueinander in Beziehung (auf-) gestellt werden. Am bekanntesten sind Aufstellungen von Familiensystemen (Familienaufstellungen), von Organisationssystemen (Organisationsaufstellungen) oder abstrakter Strukturen wie z.B. von Werten oder medizinischen Symptomen (Strukturaufstellungen). Neben menschlichen können bei Aufstellungen also auch abstraktere Systemelemente (z. B. Ziele, Hindernisse, Ideen) oder z.B. auch Dinge (Häuser, Körperteile, Symptome, die Erde) Berücksichtigung finden. Personen oder Dinge übernehmen bei Aufstellungen also die Rolle einzelner System-Teile. Sie werden als Repräsentanten in derjenigen Weise aussen aufgestellt, wie sie aus Sicht des oder der Aufsteller(s) der Position innen , dem Bild/Empfinden zu dem aufgestellten Thema entsprechen. Durch Körperempfindungen, Emotionen und Gedanken der aufstellenden oder der aufgestellten Personen kann so ein vertieftes oder modifiziertes Verständnis für alle Aktanten des Gesamtsystems und für mögliche Entwicklungen (Lösungen) entstehen. Durch Veränderungen in der Aufstellung (Stellungsarbeit, Prozessarbeit oder Tests) können alternative Lösungen zu als problematisch definierten Konstellationen ausprobiert und erarbeitet werden. Interessant sind insbesondere auch Aufstellungsformen, in denen materiale Aktanten die Hauptrolle spielen, wie etwa (systemische) Familien- oder Beziehungsbretter, in denen z.B. Familiensysteme auf einem Holzbrett durch Figuren, oder auch z.B. durch Münzen oder Steine aufgestellt werden.
Während noch der Sceno-Test in der Tradition anderer insbesonderer projektiver psychologscher Testverfahren wie dem Rohschach Test davon ausgehen, dass verborgene Eigenschaften und Persönlichkeitsanteile des Probanden bzw. einer Familie durch den Test lesbar werden, gedeutet und von der Tiefe an die Oberfläche geholt werden können, verlassen systemische Familienaufstellungen oder Beziehungsbretter dieses Wahrheitsschema. Es geht nicht mehr um Objektivität und Tiefendeutung, sondern um (keinesfalls beliebige) Beziehungen, Verkörperungen, um Performativität und um die Veränderung von Wahrnehmungs- und Verhaltensweisen. Die Dichotomien subjektiv-objektiv und Materie/Körper-Geist verlieren in diesen Aufstellungen und Spielsituationen ihre Trennschärfe bzw. ihren Sinn, in Teilen auch diejenige zwischen Spiel/Imaginärem und Ernst/Realität. Für Aufstellungen und deren Wirksamkeit sehen wir v .A. 3 Erklärungsansätze: –> diagrammatische, -> Embodimentphänomene bzw. Prozesse von Drittkörperlichkeit (-> 3. Körper) und Stellvertreterprozesse wie sie z.B. in der Forschung über -> Spiegelneuronen beschrieben sind.
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