Man kann grob einen weitgefassten Begriff von Trans- oder Intermedialität von einem engeren unterscheiden. Der weitere hebt auf Beinhaltungs- oder Bezugnahmeprozesse eines Mediums in einem anderen und /auf ein anderes Medium ab (etwa „ein Lied im Film“, oder „ein Gedicht in einer Tanzperformance“). Der engere betont z.B. inhaltliche, formale, materiale Prozesse von Überschneidung im Sinne von gegenseitiger Übersetzung oder aber von Verschiebung und Veränderung durcheinander.
Werden Medien als »„Mittler«“ oder »„Mitten«“ verstanden, so schalten sie in ihrem Gebrauch fortlaufend hin und her zwischen einem Pol der Transparenz(a) und einem Pol der Opazität(b). Sie zeigen, vermitteln und beinhalten immer ein „Anderes“ (a) und verändern und parasitieren dieses zugleich auch (b). Komplizierend kommt hinzu, dass Transmedialität wie auch die Transmodalität unserer Sinne nur adäquat im Rahmen von -> Embodimentprozsessen adäquat verstanden werden können. Also jenseits oder vor jeder Dichotomie von Subjekt und Objekt bzw. von Natur und Kultur. Transmedialität prozessiert verkörpernd, d.h. durch und mit Prozessen der Verkörperung (a), der Umwelteinbettung und der Schaffung von Umweltbezügen (b), enacktiv (c) sowie unter Nutzung eines „erweiterten Bewußtseins“ („extended mind“) (d). Dabei werden fortlaufend zwischen Umwelt, Medium und Nutzer sogenannte »„dritte Körper«“ geschaffen: emergente Medialitäten/Verkörperungen, welche die medialen Qualitäten und deren transmedialen Verwebungen je mit modulieren und koevolutionär prozesshaft mit konstituieren. Aus diesen -> „symbiogenetischen« (Haraway) Prozessen kann weder der Mensch, noch dessen „Wahrnehmen und Bewegen“ (Uexküll), weder Techniken und Interfaces, noch die Dinge, der Raum bzw. /das Environment herausgeschnitten werden – sie alle beeinflussen die Vermittlungs- bzw. medialen Entitäten im Innersten mit. Innerhalb bzw. »“in-between«” dieser transmedialen Überschneidungs- und Querungssprozesse verteilen, mischen und überschneiden sich die jeweiligen Sinnesqualitäten und die medialen und nicht-medialen Aktanten und /Artefakte. Sie nehmen Teile des Anderen oder Ähnlichkeiten auf, oder produzieren Andersheiten. Tim Ingold spricht hier von einem sich ständig rekonfigurierenden »„Meshwork«“ zwischen Materialitäten und Medialitäten. Dieses. operiert eher gemäß Paradigmata der Nähe (Dirk Baecker), von De- und Reterretorialisierungen (Deleuze/Guattari), gemäss wechselnder Medialisierungs-, Differenzierungs-, Abstands- und Überschneidungszonen oder eines fluktuierenden Mit-, Neben- und Gegeneinander-Seins bzw. der Struktion (Jean-Luc Nancy). Gerade deshalb sollten Analysen der Transmedialität ihr Befasstes, d.h. Analysen konkreter Medien, also (Bezüge zu) Einzelfälle(n) beinhalten.
In unseren künstlerischen Forschungsprojekten “bedienen” wir uns der Transmedialität nicht nicht nur, um Geschichten zu erzählen und Dinge „festzuhalten“, als vielmehr im Sinne einer theoretisch-praktischen transdisziplinären Suchbewegung und Methode. Der Forschungszyklus Intercorporeal Splits (2010-14) hat beispielsweise die (Trans-)medialität von Stimme, Haut und Rhythmus zum Thema. Die Projektergebnisse selbst werden wiederum in Form von Texten, Filmen, Performances und Ausstellungen medial aufbereitet. Dabei kommt gerade der Unübersetzbarkeit bzw. Parasitierung der einzelnen Medien mit ihren Nachbarschaften und gegenseitigen Störungen eine entscheidende Rolle zu.
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