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Diagramme und Tafelbilder 

Gedanken, Texte, Diagramme, aber auch Filme, unsere idocs,unsere Performances und Installationen sind Handwerkszeuge, sind Arten, „in-und-mit-der-Welt-zu-sein“. Sie sind dort „zugange“. Sie terretorialisieren und reterretorialisieren das „Feld“ der Realität/Erde, das sie durchschreiten einerseits und bearbeiten andererseits. Sie sind Teile eines gemeinsamen letztlich transmedialen, performativen Verstehens- und Erkundungsprozesses. Diese Teile bilden Ketten, Maschinen, Muster, Symbiosen, Trennungen und Syntaxen aus, welche miteinander in Beziehung stehen, ohne genau aufeinander zurückführbar oder durcheinander ableitbar zu sein. Diese Verbindungen produzieren endo- und exobegriffliche Bezüge, die Sinn machen, Sinn ergeben können. Immer geht es um das Finden und Erfinden von „Zwischengliedern“, welche Resonanzphänomene generieren, die über die betreffenden Räume, Probleme, begrifflichen und sachbezogenen Fragen und Prozesse Aufschluss geben (können), gerade indem sie zu Teilen dieses Prozesses werden.

Diagramme/Schaubilder wollen sichtbarmachen. Sie können z.B. Sachverhalte verdichtet darstellen, haben aber auch die Fähigkeit zur Entkomprimierung, Differenzierung, Lateralisierung, Verkomplizierung. Sie ermöglichen das sehend-bildhafte bzw. zeichnende Auffinden neuer Relationen. Schriften, Graphen, Karten stellen also nicht nur etwas dar, sondern eröffnen auch Räume, um das Dargestellte transmedial und performativ neu explorieren und manipulieren zu können. Dies gilt auch für den von uns bei unseren Projekten genutzten konstellativen Zusammenhang von Performances, Texten, audiovisuellen Faltungen (Filmen) und interaktiven „Dokumentationen“ unserer Projekte. 

Diagrammatische Darstellungen sind performativ. Indem man an Diagrammen graphische Manipulationen vollzieht bzw. nachvollzieht, wird etwas sichtbar, einsichtig und „über“-sichtlich, was vorher so nicht sichtbar war. Diagramme und Tafelbilder nutzen Assoziationen, ähnlich wie unsere Performances, Filme und Texte. Man könnte auch von Assoziogrammen sprechen. Assoziogramme  ‚irritieren‘ und stellen so, anders als etwa satzförmige Wahrheitsbehauptungen, ganz offensichtlich aus, dass sie performativ in Überschneidungszonen zwischen Realität und deren medialer Verarbeitung erschaffen sind und eines gemeinsamen Aneignungsprozesses bedürfen. Sie sind weniger Repräsentation, als Transgression oder „Diffraktion“  (Barad).  Damit können sie Prozesse neuen Verstehens oder Verhaltens über Resonanz und Dissonanz anregen. Diagramme/Tafelbilder plausibilisieren mit der zeigenden Logik des Konstellativen bzw. Konfigurativen. Die zeigende Logik des Diagrammatischen unterscheidet sich von der ebenfalls zeigenden Logik des (Rein-)Bildlichen, insofern als es gerade schriftsprachliche Einheiten – Wörter, Wortgruppen – sind, die die wesentlichen ‚Bildelemente‘ von Diagrammen und Tafelbildern bilden. Zugleich sind es oft deren nicht-textförmigen Anteile, die bestimmte Zusammenhänge (etwa zwischen Begriffen) auf ihre Weise durchaus ‚explizit‘ – nämlich evident, übersichtlich oder transmedial – „vor Augen“ stellen. Der diagrammatischen Ansatz dient als Fluchtlinie aus dem Repräsentationalismus, dem das reine Bewusstseinsbild zu Grunde liegt. Er arbeitet in/durch/mit Verkörperung (Emodiment, Enaktion, Embeddedness, extended mind, extended body, extended media). Dabei stellen sich Fragen nach dem Verhältnis von explizitem und implizitem Wissen, und nach der Bedeutung der Phänomene von Inter- und Transmedialität, von Syn- und Koenästhesie.


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