„L‘animal que donc je suis“ ist eines der letzten Bücher J. Derrida’s. Das Tier, das ich also bin – das Tier, dem ich folge. Im Gegensatz zu rationalistischen Traditionen des Abendlandes, Mensch und Tier gegenüberzustellen, Menschen gegenüber Tieren höher zu bewerten und Sprache, Vernunft, Schrift, Kultur usf. den Tieren abzusprechen, beharrt Derrida darauf, dass wir Menschen (“non non human animals”) einerseits auch Tiere sind, und dass andererseits diese und ähnliche Entgegensetzungen (Geist/Körper, Natur/Kultur usf.) Gewaltcharakter haben können oder/und Denken und Empfinden stillstellen. Dies zeigt sich auch daran, dass Tiere archetypisch als das Andere konstruiert werden und im Begriff „Tier“ eine „Mannigfaltigkeit von Wesen“ unter einem einzigen homogenisierenden Begriff subsumiert wird. Aus diesem Grund schlägt Derrida die Wortschöpfung Animot vor: „Ecce Animot. Weder Species noch Gender noch Individuum ist es eine irreduzible lebendige Vielfalt von Sterblichen. (Derrida 2008 S. 48)”.
Carol J. Adams darauf aufbauend die diesbezügliche These der abwesenden Referenten entwickelt. Tiere werden dieser Idee folgend nicht nur als Mannigfaltigkeit im Wort „Tier“ homogenisiert, sondern auch durch Sprache und Praxen abwesend gemacht: So sind etwa in den .Begriffen „Fleisch“, „Leder“, „Wolle“ etc. die Bezüge zu den tierischen Körpern nicht mehr erkennbar. Ähnliches gilt für Pflanzen und Dinge u.a.m., die in ihrem Bezug zu Leben und in ihrer Vielfalt und Vernetztheit unsichtbar gemacht werden. Laut Adams greifen vergleichbare Mechanismen auch in gesellschaftlichen Gewaltverhältnissen, die Frauen betreffen. (C. Adams, The Sexual Politics of Meat: A Feminist-vegetarian Critical Theory, Continuum, 2010). Derrida möchte vom Logozentrismus hin zu einem Pathozentrismus kommen, also von der gemeinsam gegebenen Leidensfähigkeit aller Lebewesen ausgehen.Das Tier, “schaut uns an”, “will” etwas von uns, “meint uns”. Verantwortung kann nicht mehr anthropozentrisch allein auf die menschliche Spezies/Ebene beschränkt werden, sondern erstreckt sich auf alles, was lebt oder/und Leben ermöglicht, den ganzen Planete Erde. Verantwortung hat kein Aussen, keine Grenze mehr.
Schreibe einen Kommentar