akteur-netzwerk-theorie (ANT)

Die ANT ist eine Methode, die Expansion von Natur-Kultur-Hybriden und den Kollaps der Natur-Kultur Unterscheidung zu beforschen. Der zentrale Begriff der ANT ist „verteilte Handlungsmacht“ (agency). Es gilt, den Akteuren zu folgen.  „Handeln ist ein Knoten, eine Schlinge, ein Konglomerat aus vielen überraschenden Handlungsquellen“ (ENS 77). Zweckgerichtetes Handeln ist weder eine Eigenschaft von Objekten, noch von Menschen, sonder immer von Handlungsketten, Institutionen, Dispositiven. Innerhalb dieser gibt es „Mittler“, die andere Mittler dazu bringen, Dinge zu tun. Keine Entität hat (völlige) Kontrolle über das Geschehen und Handlungen können (uns/Andere) immer wieder überraschen. Latour entwickelt mittels der ANT das von Serres, Deleuze und Guattari genutzte Netzwerkdenken und deren Begriffe der Symbiose/des Parasiten bzw. der Maschine und des Rhizoms weiter, und profiliert es als Gegenmodell zu dem der Struktur bzw. zum Strukturalismus. Netzwerke werden „…nicht anhand der Ersetzbarkeit anderer differentieller Positionen definiert, sondern durch eine Reihe unersetzbarer und vollständig spezifischer Verbindungen, aus denen sie gebildet werden“ (Latour 2006g, 541). Deshalb geht die ANT materialistisch und nur bedingt/gemäßigt konstruktivistisch vor. Latour spricht eher von Komposition.Die ANT versucht, das Soziale möglichst flach zu halten (ENS 297). Vermittlungen sind ubiquitär und können sowohl quantitativ (nach Festigkeit, Ausmaß/Scale, Stärke) und qualitativ, nach unterschiedlichen Arten des Verknüpfens bzw. „Weisen des Assoziierens“ (ENS 411), nach ihren -> Existenzweisen hin, untersucht werden. Eine ganz besondere Herausforderung für die ANT und eine zeitgemässe Philosophie/Anthropologie ist das Denken/Repräsentieren von -> Gaia, die Umgebung und umgebendes zugleich ist, System UND Nicht-System, Organismus ohne Organismus. Möglicherweise unterliegt aber auch die ANT noch einem aktivistischen Vorurteil (“machen”)  und unterbewertet (Inter-)Passivität, Nichthaftigkeit und Leere (“lassen”).