Lokales und Globales gehören immer zusammen: „es gibt keinen Ort, von dem man sagen könnte, er sei nicht-lokal“ (ENS 309). Gleichzeitig gilt es, Prozesse der Globalisierung möglichst konkret und kleinteilig zu beschreiben: „every time you speak about global things, you are always somewhere, in an office, inside with a visualizing tool in your hands, the demonstration is easy to make; the other aspect is that every locus is actually completely distributed and coming from a completely different range of both space and time. The former is counter-intuitive but easy to demonstrate. The latter is counter-intuitive and not so easy to demonstrate“ (Latour 2009d, 130). Auch das Globale wird kleinteilig und durch viele empirisch lokalisierbare Techniken erzeugt.
Eine Kritik an der Globalisierung (bzw. Prozesse des DE/GLOBALIZE), wie sie Latour im -> terrestrischen Manifest umreißt, muss das berücksichtigen bzw. ebenso konkret und kleinteilig vorangehen: Der „Globus, der Generationen begeisterte“ war – so Latour dort- „ein Synonym […] für Reichtum, Emanzipation, Wissen und Zugang zu einem komfortablen Leben“ (TM 36). Diese Begeisterung wird im Anthropozän immer fragwürdiger. Latour unterscheidet deshalb eine einschränkende(Minus-) und eine pluralisierende (Plus-) Globalisierung (TM22). Erstere verkennt „die Zugehörigkeit zu einem Land, Ort, Boden, einer Gemeinschaft, einem Raum, einem Milieu, einer Lebensweise, einem Metier, einem bestimmten Können“ (TM24). So ergibt sich analog zur Plus- und Minus-Globalisierung auch ein Plus- und Minus-Lokales. Im Anthropozän ist „[d]er Planet […] für den Globus der Globalisierung viel zu eng und viel zu beschränkt“ (TM25).
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