Im Umfeld moderner Verkörperungsdebatten kann man vier unterschiedliche theoretisch-praktische Bezugsebenen unterscheiden, die jeweils wissenschaftlich, philosophisch und künstlerisch – theoretisch und praktisch – bearbeitet werden können: Embodiment, Embeddedness, Enaction und Extendedness. Diese vier Unterbereiche von Embodiment sind auch für die Konzeptualisierung medienbezogener Prozesse von hohem analytischem Nutzen.
Embodiment/Verkörperung im engeren Sinn
Hierbei bestimmt das jeweilige Verhalten des Körpers die Dimensionen des Wahrnehmens, Erlebens und der Kognition. Wenn in unserer Kultur das Drücken auf eine Tischplatte („von sich weg“) dazu führt, bestimmte Dinge oder Vorschläge eher abzulehnen, das Ziehen der Tischplatte („auf mich zu“) hingegen dazu, bestimmte Dinge oder Vorschläge eher anzunehmen oder positiv zu bewerten, dann gibt es keinen körper- und bewegungsfreien Raum von Wahrnehmung, Kognition und Bewertung, sondern der Körper und seine Bewegungen bestimmen das Erleben und Verhalten des Menschen auf tiefgreifende Weise mit. Embodiment-Theorien behaupten nicht nur, dass Bewusstsein und Körper miteinander verwoben sind und psycho-physisch und physio-psychisch miteinander in Wechselwirkung stehen. Sie betonen vielmehr, dass „Bottom-up“-Prozesse im Gegensatz zu „Top-down“-Prozessen häufig quantitativ und qualitativ unterschätzt werden und damit unterbewertet sind.
Für eine Analyse dieser „Bottom-up“-Prozesse fehlen jedoch häufig geeignete Verfahren und Methoden, die über stark parzellierte Mikroanalysen hinaus größere Zusammenhänge erfassen können. Dieses Problem ist insbesondere in der modernen Psychosomatik diskutiert, aber noch nicht befriedigend gelöst worden. Transdisziplinäre Methoden und Forschungsprojekte, die die Bedeutung von Embodiment z. B. über den Begriff des Körpergedächtnisses oder der „musikalischen“ Wechselwirkungen zwischen Interaktionspartnern (wie zwischen Mutter und Kind, zwischen Patient und Therapeut, zwischen Künstlern oder via Skype) erfassen, versuchen hier Brücken zu schlagen.
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