Das A. ist der Vorschlag zur Benennung einer neuen geo-chronologischen Epoche, nämlich des Zeitalters, in dem der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde geworden ist. Der Name wurde im Jahr 2000 von dem Chemiker und Atmosphärenforscher Paul Crutzen und dem Ökologen Eugene Stoemer vorgeschlagen. Beim 35. Internationalen Geologischen Kongress in Kapstadt 2016 wurden die Thesen zum Anthropozän von einer Arbeitsgruppe bestätigt. Zum ersten Mal in der Geologie wäre es also nicht eine natürliche Gesteinsschicht, die das geologische Zeitalter definiert, sondern diejenige Schicht, die geologisch bestimmend/namensgebend wäre, wäre die der Menschen selbst. Strassen, Städte, Wälder, Plastik, Müll, Plutonium usf.: Anthropozän.
Man kann das Zeitalter des Anthropozän unterschiedlich beginnen lassen, mit der Industrialisierung oder mit der Explosion der ersten Atombombe 1945 oder mit anderen industriell-geschichtlichen Ereignissen wie der Erfindung von stickstoffhaltigen Düngemitteln. Aber egal, wie man zeitlich den Beginn des A. festsetzt: Fakt ist, dass in unserem Erdzeitalter zum ersten Mal die Verbindung von Politik/Geschichte und Geologie ein neues Gewicht, eine neue Größen-Dimension bekommen hat. Insbesondere Klimaerwärmung und Umweltverschmutzung haben Auswirkungen auf die Erde als Ganzes und nicht nur auf einzelne Territorien und Ökosysteme. Timothy Morton spricht hier von einer neuen Maßstäblichkeit, nämlich der einer Null-Personen-Perspektive. Zwischen uns und die Dinge geht kein Blatt mehr, eine Distanzierung von den Themen Klimaerwärmung oder von der Radioaktivität z.B. ist auf einer ganz prinzipiellen Ebene für uns Menschen nicht mehr möglich. Die Dinge „schauen uns an“, „gehen unter die Haut“, „kommen uns nah“.
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